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Mode im Mittelalter von Gabriele Klostermann



Oberkleid

letzte Änderung: 23.10.2019

Die mittelalterlichen Bezeichnungen für Oberkleid lauten: kleit, cotte, kotta, roc, bliaud. Das Oberkleid wurde teilweise aus sehr kostbaren Stoffen gefertigt. Wieviel finanzieller Aufwand für ein Kleid betrieben wurde, hing natürlich einmal vom eigenen Geldbeutel ab und zum anderen vom Zweck des Kleidungsstückes. Für ein "Alltagsgewand" wurde natürlich nicht der gleiche Aufwand betrieben wie für ein Festtags- oder Repräsentationsgewand. Grundsätzlich gilt damals wie heute: nach oben hin sind alle Grenzen offen. Das Oberkleid war meist gefüttert. Als Futterstoffe konnten Wollstoffe, Seide oder auch Pelz (nicht zu verwechseln mit Fell) dienen. In dieser Epoche ist das Oberkleid begrifflich nicht immer vom Überkleid zu trennen. So sind Surkot und Bliaud eigentlich Bezeichnungen für Überkleider, es ist aber unklar, wie sie sich vom Oberkleid unterscheiden. Im 12. Jahrhundert war das Oberkleid im Oberkörper eng auf den Leib geschnürt. Dies konnte durch seitliche Schnürung unterhalb der Arme bis zur Hüfte herunter erreicht werden. Im diesem Fall entstanden durch die Schnürung zahlreiche waagerechte Falten beim Oberteil, die in der bildenden Kunst teilweise recht übertrieben stilisiert dargestellt wurden. (siehe auch Abb. 1)

Bild: Abb. 4
Abb. 4

Der untere Teil des Kleides lief oft in einer langen Schleppe aus (Abb. 4). In diesem Fall war der Rockteil des Kleides weit und faltenreich, was durch Einsetzen von Geren erreicht wurde. Geren sind keilförmig Stoffstücke, die bis auf Hüfthöhe eingesetzt wurden. Das Oberkleid konnte jedoch auch kürzer − etwa wadenlang - sein, so daß der Saum des Untergewandes sichtbar wurde. In diesem Fall war das Oberkleid nicht ganz so weit. Schnürung und Schleppe wurden von der Kirche stark, aber wenig wirkungsvoll, kritisiert.

Bild: Abb. 5
Abb. 5
Bild: Abb. 6
Abb. 6

Die Ärmel erweiterten sich unterhalb des Oberarms bis hin zum Handgelenk tütenförmig; der Tütenärmel war auch als 3/4-Ärmel möglich. Die Tütenärmel reichen bei waagerecht ausgestreckten Armen teilweise bis auf Kniehöhe herab (Abb. 5). Eine andere Ärmelvariante war der Schlaufenärmel. Hier war der Ärmel bis zum Unterarm enganliegend und erweiterte sich dann schlaufenartig bis zum Boden(Abb. 6). Die Ärmel waren grundsätzlich gefüttert, nach Möglichkeit mit einem andersfarbigen Stoff oder mit Pelz, teilweise scheint es auch eine rüschenartige Fütterung gegeben zu haben. Außerdem waren die Ärmel teilweise nicht fest mit dem Kleid verbunden, sondern nur angenestelt, so daß man den Ärmel bei Bedarf auswechseln konnte. Diese Ärmel waren ein begehrtes Pfand beim Ritterturnier, daß die Dame ihrem Ritter überreichte.
Der Ausschnitt des Oberkleides war stets relativ hoch geschlossen, ein Dekolleté existierte nicht. Um dennoch mit dem Kopf durch den Halsausschnitt zu passen, war das Kleid vorne ein wenig geschlitzt. Dieser Schlitz war manchmal mit einer Borte eingefaßt (siehe auch Abb. 4) und wurde mit einem Fürspan zusammengehalten.
Zusätzlich zu der engen Schnürung wurde oft ein Gürtel getragen, der jedoch nicht in der Taille, sondern in der Hüftgegend gebunden wurde. Teilweise wurde der Gürtel auch um Hüfte und Taille geschlungen. Diese Trageweise ist mir jedoch (bisher) von deutschen Abbildungen her unbekannt. In Frankreich dagegen, an der Westfassade der Kathedrale von Chartres ist ein solcher Gürtel zu beobachten. Der Gürtel war aus Stoff oder Stoffborte gefertigt und diente nur zur Zierde. Vorne hing der Gürtel bis auf Höhe des Schienbeins herab.
Die Säume und Ausschnitte der Kleider waren oft mit − teilweise sehr breiten − Borten besetzt, die in einigen Fällen auch um die Oberarme verliefen.

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