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Mode im Hochmittelalter von Gabriele Klostermann



Blau färben

Blau färben

letzte Änderung: 13.11.2020

Ein dauerhaftes Blau erreicht man hauptsächlich mit einem Farbstoff: dem Indigo.
Indigo gewinnt man, wie der Name schon vermuten lässt, aus der Indigo-Pflanze, welche in Indien heimisch ist.
Der einheimischer Indigo-Lieferant ist das Waid. Waid wurde im Mittelalter als Färbepflanzen angebaut. Es ist nicht so ergiebig wie der aus der Indigo-Pflanze gewonnene Farbstoff, daher muss man mehrmals färben, um die gleiche Intesität zu bekommen.
Aus diesem Grund ist ein helles bis mittleres Blau eine durchaus erschwingliche Farbe, wie z.B. auch der Bayerische Landfrieden (Mitte 13. Jh.) zeigt, der Blau als Farbe der Sonntagstracht für Bauern "erlaubt" (siehe auch Kleiderordnung).
Ein dunkles kräftiges Blau war aufgrund des Mehraufwandes oder eben des importierten Farbstoffs eine teurere Angelegenheit.

Die Blaufärberei mit Indigo/Waid basiert auf einem anderen Prinzip als die meisten anderen Farben. Bei Indigo muss man den Stoff nicht beizen, Indigo ist ein sogenannter Küpenfarbstoff.
Indigo ist selbst nicht wasserlöslich. Will man es aber auf eine Faser ziehen, muss man es in eine wasserlösliche Form bringen. Dies geschieht durch den chemischen Prozess der Reduktion (vereinfacht gesagt: dem Molekül wird Sauerstoff entzogen). Dies geschah früher durch ausgefaulten Urin, moderne Rezepte nehmen Natrium-Dithionit (man kann auch Entfärber nehmen, der enthält nämlich Dithionit). Durch die Reduktion wird aus dem Indigo das Leuko-Indigo. Dies ist gelb und wasserlöslich. Der Stoff wird nun in diese gelbe Flüssigkeit getaucht und so zunächst leuchtend gelb. Nimmt man den Stoff jedoch aus der Küpe und kommt er dann mit dem Luftsauerstoff in Berührung, setzt die Rückreaktion (Oxidation) ein und das Leuko-Indigo wandelt sich wieder in Indigo um, dass nun fest an der Faser verankert ist.

Neben der Blaufärberei wurde Indigo auch zum Grün- und Schwarzfärben verwendet. Dabei wird das Blau wie im Farbkasten mit anderen Farben gemischt. Im Fall von Grün ist das eine Gelbfärbung (meist) , die mit Blau überfärbt wird, im Fall von Schwarz ist das eine Dreifach-Färbung bestehned aus Gelb (mit Reseda), Rot (mit Krapp) und Blau. Für die Schwarzfärbung muss das Blau recht dunkel sein. Dann bekommt auch tatsächlich ein tiefes Schwarz auf Wolle hin. Auf Grund der Mehrfachfärbung waren sowohl das mit Indigo gefärbte Grün als auch das Schwarz teuere Farben.
Hier die Ergebnisse einer entsprechenden Färbeaktion:

Ergebnisse des Blaufärbens

In der Mitte ist die Scharzfärbung: Wolle, Krapp, erster Zug Reseda, erster Zug Indigo erster Zug
Ansonsten haben wir da (beginnend bei 12 Uhr):
Wolle, Indigo, erster Zug
Wolle, Reseda erster Zug Indigo, zweiter Zug und nur 10 min
Wolle, Reseda erster Zug Indigo, dritter Zug und nur 6 min
Wolle, Indigo, zweiter Zug, 10 min
Seide, Reseda zweiter Zug Indigo, dritter Zug und nur 6 min
Seide, Indigo, zweiter Zug und nur 10 min



Hier sind ein paar Bilder von meiner aller ersten Indigo-Färbe-Aktion. Der Stoff ist furchtbar fleckig geworden und auch nicht sehr dunkel - aber es reicht, um das Prinzip der Küpenfärbung zu sehen.

Das Indigo-Pulver wird mit Spiritus angerührt.
Das Indigo-Pulver wird mit
Spiritus angerührt.
Das Indigo-Pulver im Wasser. Es löst sich nicht, sondern verteilt sich nur.
Das Indigo-Pulver im Wasser.
Es löst sich nicht, sondern
verteilt sich nur.
Die Indigoküpe nach Zugabe von Entfärber. Es bildet sich eine gelbe Lösung.
Die Indigoküpe nach Zugabe
von Entfärber. Es bildet sich
eine gelbe Lösung.
Die Küpe im Färbebad.
Die Küpe im Färbebad.
Beim Herausnehmen des Stoffes sieht man schon, wie die gelbe Färbung zunehmend bläulich wird.
Beim Herausnehmen des Stoffes
sieht man schon, wie die gelbe
Färbung zunehmend bläulich wird.
Nun ist der Stoff durch den Luftsauerstoff blau geworden.
Nun ist der Stoff durch den
Luftsauerstoff blau geworden.

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Hier ein bisschen weiterführende Literaut zum Thema Färben im Mittelalter:

  • Ein Buch von alten Farben, Emil Ernst Ploss, Heinz Moos Verlag München, (gibt es nur antiquarisch)
  • Handbuch der Naturfarbstoffe, Helmut Schweppe, Nikol Verlagsgesellschaft, ISBN 3-933203-46-5
  • Naturfarben auf Wolle und Seide, Dorothea Fischer, AT Verlag, ISBN 3-8334-4692-7