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Lexikon

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Bruche

Bild: Abb. 2
Abb. 2

Ebenfalls zu den Unterkleidern zählt die Bruche (brouch, brouche). Auffallend an diesem Kleidungsstück ist die ungeheure Stofffülle. Aber eine andere Form der "Unterhose" ist für das Hochmittelalter nicht bekannt.
Insgesamt scheint die Bruche oben in der Hüftgegend mit einer Art Gürtel (Bruchenband) befestigt worden zu sein. Einige Abbildungen deuten auf einen Tunnelzug hin. Das Bruchenband fungierte dabei nicht nur als Gürtel, sondern an ihm wurden auch die Beinlinge befestigt.

Die Rekonstruktion einer solchen Bruche ist natrugemäß ziemlich schwierig, da es keinerlei Fundstücke dafür gibt. Im Großen und Ganzen scheinen zwei sinnvolle Rekonstruktionsversuche zu existieren: der nach Barbara Purrucker ("Hochmittelalterliche Bauernkleidung", herausgegeben für den Förderkreis des Museumsdorfes Düppel e.V.) und der nach Sarah Thursfield ("Medieval Tailor's Assistant: Making Common Garments 1200-1500", ISBN 0-896-76239-4). Beide haben Stärken und Schwächen. Insgesamt erscheint mir jedoch der Purrucker-Schnitt sinnvoller, da er sich eher an den damaligen Maßen der zur Verfügung stehenden Leinenbahnen orientiert und auf die für das Hochmittelalter so typischen Schnittprinzipien zurückgreift. Wir haben ihn mit einer kleinen Abwandlung übernommen.
Der Purrucker-Schnitt geht von der üblichen Leinen-Stoffbreite von ca. 70 cm aus (heute noch bei antikem "Bauernleinen" zu finden). Von diesem Stoff braucht man etwa 2,80 m. Der Stoff wird dabei komplett und ohne Verschnitt verwendet, was den mittelalterlichen Gewohnheiten entspricht. Beim Purrucker-Schnitt entstehen innen an den "Hosenbeinen" Schlitze in der Bruche, was auf vielen Abbildungen nachzuvollziehen ist.
Oben kann der Stoff zu einem Tunnel umgenäht werden, durch den dann das Bruchenband gezogen wird. An der Stelle, wo Mittelteil und Beinteile zusammenstoßen, wird vorne je ein kleines Loch gelassen, durch welches das Bruchenband nach draußen geführt wird. Es befindet sich nun an der richtigen Position, dass man jeweils einen Beinling daran festknoten kann.

Der Thursfield-Schnitt, geht von einer Stoffbahn von 1 x 1,4 m aus (wobei eine Breite von 100 cm bei Leinen vermutlich eher selten war). Auch der Tunnel für den Gürtel muss hier extra angenäht werden und hat außerdem Löcher für das Bruchenband, die extra umsäumt werden müssen. Die Schlitze an den Hosenbeinen liegen hier außen.
Ich persönlich finde diesem Schnitt weder von der Optik noch von der Schnitt-Logik her besonders überzeugend - aber das ist meine persönliche Meinung. Welcher Schnitt der "richtige" ist, kann man ohne Zeitmaschine sowieso nicht feststellen, das ist und bliebt Geschmackssache.
Informationen zum Schnitt nach Thursfield finden sich im nebenstehenden Link-Kasten.


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